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 Autor Thema: Insektizide führen zu niedrigerem IQ bei Kindern
Richard Leopold TomaschwO
Datum: 09.05.2011 11:17 Antworten Als Email verschicken Kontakt: rileto@proleben.at

Betreff: Insektizide führen zu niedrigerem IQ bei Kindern
 




Insektizide führen zu niedrigerem IQ bei Kindern



21.04.2011 - Deutsches Ärzteblatt - http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45568/


Insektizide: Niedriger IQ nach pränataler Exposition

Chapel Hill/New York City/Berkeley - Insektizide aus der Gruppe der
Organophosphate können möglicherweise die Entwicklung des Gehirns
beeinträchtigen. In Environmental Health Perspectives (EHP) bringen gleich
mehrere Gruppen die pränatale Exposition mit einer verminderten Intelligenz
von Kindern im Grundschulalter in Verbindung.

Organophosphate töten Insekten durch die Hemmung des Enzyms
Acetylcholinesterase. Sie unterbrechen die Signalübertragung zwischen
Nervenzellen beziehungsweise zwischen Nerven- und Muskelzellen. Es handelt
sich folglich um Nervengifte, die auch für den Menschen nicht unbedenklich
sind.

Die Anwendung von Chlorpyrifos und Diazinon im Consumer-Bereich wurde in den
USA deshalb in den letzten Jahren verboten. In Deutschland ist Chlorpyrifos
in gängigen Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten. Diazinon, als
Nachfolgeprodukt für DDT entwickelt, ist in Deutschland nicht zugelassen.
Organophosphate sind plazentagängig und können deshalb auf die pränatale
Entwicklung des Gehirns wirken.

Wegen des häufigen Einsatzes in der Landwirtschaft ist die Exposition in
ländlichen Regionen besonders hoch. Dies zeigte sich auch in der Center for
the Health Assessment of Mothers and Children of Salinas oder
CHAMACOS-Studie. Sie wurde in der Umgebung von San Francisco durchgeführt,
wo unter hohem Einsatz von Insektiziden Obst und Gemüse angebaut wird.

Im Urin der werdenden Mütter wurden 1999 regelmäßig Dialkylphosphate (DAP)
nachgewiesen, ein Abbauprodukt vieler Organophosphate. Ihre Kinder werden
seither regelmäßig untersucht. Sie haben inzwischen das Grundschulalter
erreicht, und die jüngste Auswertung von Maryse Bouchard von der Universität
von Berkeley in Kalifornien und Mitarbeitern zeigt, dass die pränatale
Exposition mit schlechteren Ergebnissen im Intelligenztest einhergeht.

Die Kinder von Schwangeren im obersten Quintil der DAP-Exposition hatten
einen um 7 Punkte niedrigeren IQ-Wert im Wechsler Intelligence Scale for
Children, was nicht nur signifikant ist, sondern auch für die schulischen
Leistungen relevant sein dürfte. Die Assoziation erwies sich als robust. Sie
war nicht auf Unterschiede in der Erziehung, Familieneinkommen oder der
Exposition gegenüber anderen Umweltgiften zurückzuführen (EPH 2011; doi:
10.1289/ehp.1003185).

Doch nicht nur die Landbevölkerung ist gefährdet. In den USA war vor dem
Verbot in Komsumartikeln Chlorpyrifos ein weit verbreiteter Wirkstoff in
Mitteln gegen Ungeziefer. Vor allem die Bewohner von Altbauten im
Innenstadtbereich waren exponiert. Virginia Rauh von der Columbia
Universität in New York begleitet eine Gruppe von Kindern, die vor der
Geburt mit Chlorpyrifos exponiert waren, wie die Untersuchung von
Nabelschnurblut ergeben hatte.

Frühere Untersuchungen hatten bereits belegt, dass die Kinder im Alter von
12, 24 und 36 Monaten Defizite in der kognitiven und motorischen Entwicklung
aufwiesen (Pediatrics 2006; 118: e1845-e1859). Die neue Untersuchung
dokumentiert eine negative Auswirkung auf den Intelligenzquotienten im Alter
von 7 Jahren: Das Viertel der Kinder mit der höchsten
Chlorpyrifos-Konzentration im Nabelschnurblut hatte im Alter von 7 Jahren
einen im Durchschnitt um 5,3 Punkte niedrigeren IQ-Wert im Wechsler
Intelligence Scales for Children (EHP doi: 10.1289/ehp.1003160).

Ob die Organophosphate die Entwicklung der Kinder schädigen, wird von Genen
beeinflusst, wie Stephanie Engel von der University of North Carolina in
Chapel Hill berichtet. Ein Drittel aller US-Amerikaner ist Träger eines
Genotyps, das die Wirkung des Enzyms Paraoxonase 1 herabsetzt. Dieses Enzym
ist im Körper für den Abbau von Organophosphaten zuständig.

Die jüngste Untersuchung der Forscherin zeigt nun, dass die negativen
Auswirkungen auf die pränatale Entwicklung auf die Trägerinnen dieses
Genotyps beschränkt waren (EHP doi: 10.1289/ehp.1003183). rme
 
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