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 Autor Thema: *Pflanzenteile stören das Wachstum von Fliegenlarven*
Richard Leopold Tomasch
Datum: 25.10.2007 19:09 Antworten Als Email verschicken Kontakt: rileto@proleben.at

Betreff: *Pflanzenteile stören das Wachstum von Fliegenlarven*
 

Süddeutsche Zeitung

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Wissen, Seite 20

*Gen-Mais im Fluss ***

*Pflanzenteile stören das Wachstum von Fliegenlarven*

Wissenschaftler sind sich uneinig, ob gentechnisch veränderter Mais die
Tierwelt in Flüssen schädigen kann. Eine neue Studie legt diese Gefahr
nahe, die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in
Braunschweig kritisiert jedoch "zahlreiche Lücken" in der Untersuchung.

Sogenannter Bt-Mais enthält ein Gen des Bakteriums Bacillus
thuringiensis (Bt), mit dem die Pflanze ein Gift produziert. Dieses soll
den Mais vor Insekten schützen. Das Toxin gelangt jedoch gemeinsam mit
Pollen, Blättern und anderen Pflanzenteilen in die Oberläufe von
Flüssen, haben nun Ökologen der Universitäten von Chicago, Indiana und
Southern Illinois gemessen. Das könne "unerwartete Folgen für ganze
Ökosysteme haben", schreiben die Forscher im Fachjournal PNAS (Bd. 104,
S. 16204, 2007).

Das Forscherteam montierte Siebe in zwölf Flüssen, die in der Nähe von
Maisfeldern lagen. Darin verfingen sich Maiskörner und Blätter. Direkt
neben den Gewässern stellten die Forscher Klebefallen auf, an denen
Pollen haften blieb. Die Pflanzenteile waren dabei bis zu 180 Meter weit
geschwommen, der Pollen bis zu 60 Meter weit geflogen. Pollen, Blätter
und Körner lagerten sich in den Oberläufen der Flüsse ab. Die
Wissenschaftler untersuchten, ob sich Wassertiere von diesen
Ablagerungen ernährten. Sie fanden Pollen im Darm von
Köcherfliegenlarven, die Netze bauen, um den Pollen aus der Strömung zu
fischen, oder den Boden nach Ablagerungen abgrasen.

Das Bt-Toxin richtet sich zwar nicht gegen Köcherfliegen, sie sind
jedoch mit jenen Insekten verwandt, gegen die das Gift eingesetzt wird.
Im Labor fütterten die Forscher zwei Köcherfliegen-Arten mit
Pflanzenteilen von Bt-Mais. Mischten die Forscher der Nahrung so viele
Pflanzenteile bei, wie sie zuvor in den Flüssen gefunden hatten, wuchsen
die Insekten nur halb so schnell wie Tiere, die genetisch unveränderte
Pflanzen fraßen. Je kleiner Insekten sind, desto weniger Nachkommen
haben sie. Das könne sich negativ auf andere Wassertiere auswirken, denn
viele Fische und Amphibien ernährten sich von den Larven, sagt Todd
Royer, einer der Studienautoren.

Bei der Zulassung von Bt-Mais seien nicht alle Risiken voll untersucht
worden, sagt Royer. Joachim Schiemann von der Biologischen Bundesanstalt
für Land- und Forstwirtschaft sieht jedoch keinen Anlass für eine neue
Risikobewertung des Anbaus von Bt-Mais in Deutschland, wo er bereits auf
2685 Hektar wächst. "Da es sich um einen Laborversuch handelt, ist
unklar, ob sich dasselbe Verhalten im Freiland zeigen würde", sagt
Schiemann. "Die einzelnen Linien des Bt-Mais unterscheiden sich zudem
stark in ihrem Bt-Gehalt. Welche Linie untersucht wurde, geben die
Studienautoren nicht an." Ob diese in Deutschland zugelassen ist, sei
daher unklar.

Die amerikanische Environmental Protection Agency hat bei der Zulassung
von Bt-Mais als Insektenschutzmittel zwar den Einfluss auf Wassertiere
überprüft. Laut Todd Royer untersuchte die Behörde jedoch lediglich
Wasserflöhe. Das sind aber keine Insekten, sondern Krebstiere. MARTIN
KOTYNEK
 
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