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 Autor Thema: Auch erfreuliches!
Richard Leopold Tomasch
Datum: 18.10.2010 14:42 Antworten Als Email verschicken Kontakt: rileto@proleben.at

Betreff: Auch erfreuliches!
 

USA: Wildwuchs von genmanipuliertem Raps
Forscher haben festgestellt, dass sich genmanipulierte Pflanzen offensichtlich schon seit längerem in der freien Natur Amerikas verbreiten. Demnach weisen bereits 80 Prozent der untersuchten Pflanzen manipulierte Genstrukturen auf.
GENTECHNIK06.08.2010
Zum ersten Mal seien genmanipulierte Pflanzen in den USA in der freien Natur entdeckt worden. Ein Team der University of Arkansas in Fayetteville hatte wild wachsenden Raps auf mögliche Spuren von Genmanipulation untersucht. "Das Ausmaß der Verbreitung ist beispiellos", sagt Cynthia Sager, Ökologin und Chefin des Teams zum Wissenschaftsmagazin "Nature".
Die Wissenschaftler haben entlang von Straßen in North Dakota wild wachsenden Raps gesammelt. Die Untersuchung ergab, dass mehr als 80 Prozent der Pflanzen so genannte Transgene enthielten. Diese Transgene machen den Raps resistent gegen Unkrautbekämpfungsmittel. Von den circa 80 Prozent positiv getesteten Gewächsen waren etwas mehr als die Hälfte gegen das Unkrautmittel "Roundup" resistent, die andere Hälfte gegen "Liberty". Die Forscher fanden sogar zwei Pflanzen, die gegen beide Mittel immun waren.
Auswirkungen unklar
Die Entdeckung von Raps, der gegen mehrere Wirkstoffe resistent ist, bezeuge die Tatsache, dass sich genmanipulierte Pflanzen schon länger frei durch die Natur bewegen. Weitere Studien seien nötig, um die möglichen Auswirkungen abzuklären. Die multiresistenten Gewächse könnten allerdings zum Unkrautproblem für die Landwirte werden.
Laut "Nature" wird in den USA seit 1990 mit genmanipulierter Saat gearbeitet. Seither hat sich der Staat zum weltweit größten Produzent von genmanipulierten Gewächsen entwickelt. 46 Prozent der weltweiten Anbaufläche befinden sich dort.
Andere Sichtweise in Europa
In der EU wird der Anbau von genmanipuliertem Gewächsen strenger reguliert. Bisher galt eine Erlaubnis des genmanipulierten Anbaus nur für bestimmte Sorten von Erdäpfeln, Zuckerrüben, Sojabohnen, Raps, Baumwolle und Maisprodukte. Alle Produkte müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Aber auch wegen der insgesamt geringen Anbaufläche von genmanipuliertem Obst und Gemüse ist die Gefahr von wilden genmanipulierten Pflanzen weit geringer als in den USA.
Das fragliche EU-Gesetz könnte jedoch bald geändert werden. Alle Mitgliedsstaaten sollen in Zukunft selbst entscheiden dürfen, ob sie den Anbau von genmanipulierten Obst und Gemüse zulassen wollen. Österreich hat bei dieser Entscheidung eine Vorreiterrolle übernommen.
science.ORF.at/APA
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Neuer Skandal: GVO-Konzern Monsanto lässt seine Gegner von Blackwater ausspionieren
F. William Engdahl
Der berüchtigte GVO-Saatgut-Monopolist Monsanto hat die nicht minder berüchtigte private Sicherheitsfirma Blackwater angeheuert, um – so wird behauptet – Gegner und Kritiker sowie deren unbequeme Vorgehensweise auszuspionieren. Die Zusammenarbeit von Monsanto und Blackwater ist ein Hinweis darauf, was sich wirklich hinter der »wunderbaren Biotechnologie« verbirgt. Das Zusammenwirken ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass der größte Saatgut-Konzern der Welt und GVO-Monopolist zu immer drastischeren Mitteln greift, um sein Saatgut an den Mann bringen zu können.
Der berüchtigte Agrobusiness-Konzern Monsanto hat den nicht minder berüchtigten privaten US-Sicherheitsdienstleister Blackwater angeheuert – genau die Firma, der neben anderen Verbrechen zur Last gelegt wird, 2007 wahllos 17 irakische Zivilisten getötet zu haben. Blackwater-Söldner hatten damals auf einem belebten Markt das Feuer eröffnet.
Die weltweite Empörung über die Söldnertruppe war so gewaltig, dass Blackwater inzwischen den Firmennamen geändert hat und sich seither unverfänglicher Xe Services nennt. Außerdem wurden Dutzende Strohfirmen gegründet, die nicht umgehend als Blackwater zu erkennen sein sollen. Die Regierung Obama beauftragt entgegen anderslautenden Beteuerungen immer noch Tochterfirmen von Blackwater, unter anderem für die »Sicherheit« in Afghanistan. Selbst die Deutsche Bank hat für Dienstleistungen im Ausland die Blackwater-Strohfirma Total Intelligence Solutions von Eric Prince, dem Gründer und Eigentümer von Blackwater, angeheuert.
Wie Jeremy Scahill, der seit geraumer Zeit über Blackwater recherchiert, in der Zeitschrift The Nation berichtet, hat Monsanto Blackwater 2008 angeheuert – auf dem Höhepunkt der Skandale und Enthüllungen, denen zufolge Blackwater als skrupellose Killertruppe operiert, und dafür auch ehemalige Angehörige der CIA und der Special Forces einsetzt. (1) Laut Scahill hat der Koordinator von Blackwaters verdeckten CIA-Operationen, der ehemalige CIA-Beamte Enrique »Ric« Prado, ein weltweites Netzwerk ausländischer Agenten aufgebaut. Potenziellen Blackwater-Kunden gegenüber wurde deren »Bestreitbarkeit« als »großes Plus« herausgestrichen. Die CIA hat sich häufig »privater« Firmen bedient für die Durchführung illegaler Aktionen, ebenso in Fällen, wo die Beteiligung der US-Regierung verheimlicht werden sollte. Blackwater war seit Anfang 2004 das Zentrum gezielter Tötungsprogramme der CIA. Eine feine Gesellschaft, die da für Monsanto oder die Deutsche Bank arbeiten soll. Mit denen legt sich so leicht niemand an.

Heuert Monsanto CIA-Killer an, um Blogs auszuspionieren?
Laut dem Bericht hat Monsanto 2008 die Fima Total Intelligence Solutions für Aufgaben im Ausland angeheuert. Allem Anschein nach sei, so berichtet Scahill, »die Beziehung zwischen den beiden Firmen 2008 bei einem Treffen zwischen Total-Intelligence-Chef Cofer Black mit Kevin Wilson, Monsantos Sicherheits-Manager für globale Angelegenheiten, im Januar in Zürich vereinbart worden«. Was, bitte, heißt Sicherheits-Manager für »globale Angelegenheiten«?
Scahill berichtet über ein Gespräch mit einem Blackwater-Angestellten, der vor Beginn der Zusammenarbeit mit Vertretern von Monsanto gesprochen hatte. Diesem Bericht zufolge schlug Monsanto Blackwater vor, die Firma solle »zu einer Art Geheimdienstabteilung von Monsanto entwickelt werden« (2). Angeblich bestand der Auftrag darin, in Aktivistengruppen einzudringen, die gegen Monsanto agierten. Der Blackwater-Mitarbeiter sprach von Monsantos »großzügigem Schutz-Budget«. Ist »Schutz« hier im Sinne der Camorra oder der Mafia zu verstehen?
Monsanto behauptet, die Zusammenarbeit mit Eric Prices Strohfirma sei in diesem Jahr beendet worden, die Infiltration von Aktivistengruppen sei zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen. Blackwaters Tätigkeit für Monsanto habe vielmehr darin bestanden, »die Berichterstattung in lokalen Medien und anderen öffentlich zugänglichen Informationsquellen zu verfolgen«. Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum Monsanto die weltweit berüchtigte, private Sicherheitsfirma einsetzen muss, um Zeitungsartikel zu lesen. Angaben zufolge soll die Blackwater-Strohfirma den Inhalt von Aktivisten-Blogs und -Websites überprüft haben, darunter möglicherweise auch diese hier.
Wenn Monsanto ehemalige CIA-Agenten anheuert, dann ist es dem Unternehmen absolut ernst damit, seine tödlichen Produkte zu verkaufen. Doch damit diskreditiert sich die Firma, die in Deutschland ein Joint Venture mit der BASF betreibt, nur noch weiter. Im Juli 2010 haben BASF Plant Science und Monsanto eine gemeinsame Presseerklärung herausgegeben, in der es hieß: »BASF und Monsanto gaben heute bekannt, dass sie die gemeinsame Entwicklung ertragreicherer und stresstoleranter Nutzpflanzen um Weizen als weitere Pflanze ausdehnen. Darüber hinaus erhöhen die Unternehmen ihre Investitionen in die Zusammenarbeit. Grund sind die erfolgreich identifizierten Ertragsgene und die kommerziellen Erwartungen. BASF und Monsanto arbeiten seit 2007 gemeinsam an Mais, Soja, Baumwolle und Raps. Ursprünglich umfasste das gemeinsame Budget ca. 1,5 Mrd. US-Dollar. Durch die neue Vereinbarung können im Laufe der Zusammenarbeit Investitionen in Höhe von über 1 Mrd. US-Dollar hinzukommen.« (3)
Die Firma Monsanto hat uns Agent Orange, die PCBs, rBST, DDT und Aspartam beschert – und jetzt auch noch Auftragskiller!!
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Nachfahren geklonter Tiere auf dem Teller
In Großbritannien sind Nachkommen geklonter Rinder in die menschliche Nahrungskette gelangt und vermutlich verzehrt worden. Bei zwei Bullen hat die nationale Lebensmittelaufsichtsbehörde FSA (Food Standards Agency) dies bestätigt. Ob Milch von den Nachkommen geklonter Rinder ebenfalls in den Handel gelangt ist, ist noch nicht klar. Zwar hatten die EU-Mitgliedstaaten im vergangenen Jahr beschlossen, den Verkauf solcher Produkte zu erlauben, das EU-Parlament sprach sich allerdings dafür aus, den Verkauf der Milch geklonter Tiere sowie das Fleisch ihrer Nachkommen zu verbieten. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.
Hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit von Klonprodukten hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA zwar keine Bedenken; eine Literaturrecherche des Schweizer Bundesamtes für Veterinärwesen hat jedoch ergeben - und damit frühere Untersuchungen bestätigt -, dass das Klonen das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigt. Viele der neugeborenen geklonten Tiere sterben innerhalb der ersten 24 Stunden.
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Gene aus transgenen Pflanzen in Milch und Tierorganen
Gentechnisch veränderte Erbgut-Abschnitte aus transgenen Futterpflanzen werden immer häufiger in Produkten vom Tier, wie z. B. Milch und inneren Organen, gefunden. Darauf wies Testbiotech e.V., das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie am 19. August hin. So wurden Gene von gentechnisch veränderten Sojapflanzen in der Milch von Ziegen gefunden. Auch im Fleisch von Tieren, die mit genveränderten Pflanzen gefüttert wurden, fanden sich entsprechende Gen-Abschnitte, so z. B. bei Schweinen und Fischen. Produkte von Tieren, die mit Gen-Futter gefüttert wurden, werden bislang nicht gekennzeichnet.
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USA: Bald Entscheidung zu gentechnisch verändertem Fisch
Schon seit Jahren versucht die US-amerikanische Firma “Aquabounty Technologies”, die Zulassung dafür zu bekommen, gentechnisch veränderten Lachs auf den Markt und damit auf den Teller zu bringen. Die Gen-Lachse wachsen schneller als ihre konventionellen Artgenossen. Die Präsentation der Sicherheitsbewertung für die gentechnisch veränderten Tiere steht noch im September an. Dann muss die US-amerikanische Lebensmittelbehörde eine Entscheidung treffen.
Problematisch ist nicht nur der Griff ins Ergbut der Lachse, sondern auch die mögliche Gefahr der Kreuzung von genveränderten und konventionellen Tieren, falls Gen-Lachse aus den Zuchtfarmen entkommen.
CBCnews Canada führt eine Umfrage durch, ob die Leser gentechnisch veränderten Fisch essen würden,
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“Turbotiere” durch Gendiagnostik
Die konventionelle Zucht von Rindern, Schweinen und anderen Tieren auf möglichst hohe Leistung (und die damit verbundene Ausbeutung der Tiere) wird sich nach Ansicht von Forschern in den nächsten Jahren durch die Möglichkeit der Gendiagnostik verändern. Bislang wurde z. B. bei der Zucht auf hohe Milchleistung ein Bulle danach beurteilt, wie viel Milch seine weiblichen Nachkommen produzierten. Die Gendiagnostik soll es möglich machen, bereits anhand der Gene des Bullen eine Aussage über die Milchleistung seiner Töchter zu treffen und damit die Selektion deutlich zu beschleunigen.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/22576.html

Informationdiest Gentechnik – 21.09.10

Neue Studie: Spritzmittel Roundup schädlich für Umwelt und Gesundheit

Der argentinische Professor Andrés Carrasco weist in einer neuen Studie die Gefährlichkeit des Spritzmittels Roundup nach, das auf Gentechnik-Soja-Äckern massenweise angewendet wird. Auf der Konferenz Gentechnikfreies Europa 2010 Donnerstag in Brüssel stellte Carrasco seine Studie vor, die sich mit den Auswirkungen des meistverkauftesten Pestizids auseinandersetzt. Die Studie widerlegt die Behauptungen der Gentechnik-Industrie, die den Anbau von Gentechnik-Soja stets als nachhaltig verkaufen will. Es ist ein Riesen-Geschäft: Allein in Argentinien wird auf über 19 Million Hektar – über die Hälfte des Ackerlandes Argentiniens - Roundup Ready Soja angebaut. Die Gentechnik-Soja ist gegen das Spritzmittel Roundup resistent, daher kann es massiv angewendet werden. Doch die Probleme der Anwendung zeigen sich überall: Glyphosat-resistente „Superunkräuter“ treten vermehrt auf, wodurch der Chemie-Einsatz erhöht werden muss. Zudem klagen Anwohner und Landwirte über gesundheitliche Probleme. Carrasco fand nun durch eine Studie heraus, wie Embryos von Hühnern und Fröschen durch den Roundup-Wirkstoff Glyphosat geschädigt wurden. Immer mehr Protest regt sich und es gibt Versuche von Umweltjuristen, dass Spritzmittel zu verbieten. Doch Argentiniens Landwirtschaft ist völlig abhängig vom Roundup Ready-System und zu viele Interessengruppen sind involviert. Carrasco berichtet von erheblichem Druck, der auf Wissenschaftler und Bürger ausgeübt wird, die über die Gefahren von Glyphosat berichten. Deshalb kommt Carrasco nun nach Europa und versucht hier, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Schließlich wird Gentechnik-Soja aus Übersee massenweise nach Europa importiert, um es an Tiere zu verfüttern.

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http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/newsletter/eunews.pl?aktion=framebau&newsid=2658&zg=13

EU-Umweltbüro - 30.09.2010

Gentechnik: Möglichkeit für nationale Verbote vor dem Aus?

Im Juli 2010 hat die Europäische Kommission - auch auf Drängen Österreichs -
vorgeschlagen, dass die Mitgliedstaaten selbst über Anbau oder Verbot
gentechnisch veränderter Organismen (GVO) entscheiden dürfen.

Bei einem Agrarministerrat am 27.9.2010 zeigte sich nun heftiger Widerstand
gegen diese Vorschläge: Das neue System werde gesetzliche Unsicherheiten für
LandwirtInnen und Unternehmen schaffen und zu einer Fragmentierung des
Binnenmarktes für Agrargüter führen, so die Befürchtungen.

Gegen den Vorschlag sprachen sich sowohl BefürworterInnen als auch
GegenerInnen von GVO aus, und mächtige Mitgliedstaaten wie Frankreich,
Italien, Spanien, Deutschland, Großbritannien und Polen.

Angesichts des massiven Widerstands läuft der Plan der Kommission Gefahr,
zurückgezogen oder drastisch abgeändert zu werden. Zumindest mit langen
Verhandlungen ist zu rechnen.

Bericht
http://www.euractiv.com/de/gap/eu-regierungen-kritisieren-bruesseler-gmo-plaene-news-498199

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EU-Lebensmittel-Chefin hat auch Job bei Gen-Lobby

Eigentlich sollte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit dafür
sorgen, dass gesundes und sicheres Essen auf den Tisch kommt. Doch jetzt
deckten die Grünen in Brüssel einen Skandal auf: Präsidentin Diána Bánáti
sitzt auch im Vorstand einer der größten privaten Lobby-Vereinigungen der
Gentechnik-Industrie.

Da verwundert es natürlich wenig, dass die EU-Lebensmittelbehörde EFSA seit
ihrem Bestehen noch keine einzige Gentech-Pflanze abgelehnt hat. Bislang
verschwieg Präsidentin Bánáti ihre - für Umweltschützer absolut
unvereinbare - Doppelfunktion geflissentlich. Immerhin vertritt das
International Life Science Institut (ILSI), wo die Lebensmittel-Chefin eine
Führungsrolle hat, auch den Gen-Riesen Monsanto.

Grüne fordern sofortige Ablöse Bánátis

"In dieser Form ist die EFSA nicht mehr als eine Alibi-Einrichtung zur
Scheinprüfung von Gen-Pflanzen", wettert Greenpeace. Und Wolfgang
Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, fordert die sofortige Ablöse
Bánátis. "Wenn man bedenkt, dass ILSI Konzerne wie Monsanto, Syngenta, BASF,
Dupont, Coca Cola, Nestlé, Unilever, Groupe Danone und viele andere
vertritt, dann kann man sich auch erklären, warum die EFSA bei Zulassung von
Gentechnikprodukten fast immer grünes Licht gibt", so Pirklhuber.

Jetzt sei es Zeit, sich einmal näher anzusehen, ob die EFSA-Führungskräfte
aus der Industrie rekrutiert werden, denn dann würden jene Leute die
Sicherheit unserer Lebensmittel bewerten, die Profitinteresse daran haben,
dass diese Produkte auf den Markt kommen.

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Bund Naturschutz und Initiative „Kein Patent auf Leben“ warnen vor Patenten auf Fisch

Zum Beginn der Fischsaison in Franken weisen Bund Naturschutz (BN) und die Initiative „Kein Patent auf Leben“ auf Patentanträge auf Fleisch von Fischen und anderen Wassertieren hin, die dazu führen könnten, dass in Zukunft auch für fränkische Karpfen Lizenzgebühren an den Chemie- und Agrarkonzern Monsanto fällig würden. Auch Fleisch und Fisch von Tieren, die Genfutter erhalten, stehen im Fokus neuer Patentanträge von Monsanto und Co.

„Die Fütterung von Tieren kann doch nicht als erfinderisch eingestuft
werden“, so Sigfried Liepelt, 1. Vorsitzender der Bund Naturschutz
Kreisgruppe Erlangen Höchstadt. „Schon nach sieben Tagen Gensoja-
Futter sollen die Fische, ihr Fleisch, und jegliche Produkte daraus unter Kontrolle und Lizenzgebühren einer Firma wie Monsanto stehen.“ Fränkische Karpfen, die traditionell mit Getreide gefüttert werden, sind von diesen Patentansprüchen genauso betroffen wie andere Fische, wie z.B. Forellen, bei denen Soja als Beifütterung zum Einsatz kommen kann. Denn in diesen Patentanmeldungen werden „Fische beansprucht, die für bestimmte Fettsäuren erhöhte Werte zeigen. Es sind vor allem Omega-3-Fettsäuren.

Von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, melden Agrarkonzerne inzwischen Patente auf die Fütterung von Tieren an. Mit diesen Patentanmeldungen wollen sich die Konzerne das Recht aneignen, Lebensmittel, wie Fisch, als ihre „Entdeckungen“ 20 Jahre lang gewerbsmäßig und profitabel zu nutzen.

Solche Patentanträge sind leider Realität, wie Dr. Ruth Tippe von der Initiative „Kein Patent auf Leben“ erläutert, die Woche für Woche am europäischen Patentamt in München neue Anträge durchforstet: Zwei solcher Patentanträge betreffen auch Speisefische. „Diese beiden Anträge beanspruchen ganz generell Fisch(fleisch), das erhöhte Omega-3-Fettsäuren enthält. Monsanto will dies durch Füttern der Tiere mit Gentech-Soja erreichen, das im Fettsäuremuster verändert wurde. Karpfen enthält generell einen hohen Anteil an gesundheitsfördernden, Omega-3 Fettsäuren. Es ist zu erwarten und zu befürchten, dass Monsanto auch Ansprüche auf diese Fische erhebt. Und diese Fischpatente sind kein Einzelfall: Monsanto hat bereits einen Patentantrag eingereicht auf das Fleisch von Schweinen, die mit gentechnisch verändertem Pflanzen des Konzerns gefüttert wurden.

Auch andere Patente beschneiden die Souveränität der Tierzüchter. Denn neben solchen „Fütterungspatentanträgen“ gibt es immer mehr Anmeldungen auf konventionell gezüchtete Tiere, wie z.B. Kühe und Schweine. Ganz normale Gene dieser Tiere, die bevorzugten Eigenschaften zugeordnet werden, dienen als Marker, um damit Tiere zu züchten, die noch mehr Fleisch oder Milch produzieren.
Bund Naturschutz und Kein Patent auf Leben fordern deshalb, dass das im Europäische Patentübereinkommen verankerte Verbot von Patenten auf Pflanzensorten und Tierrassen so ausgelegt werden muss, dass Patentansprüche auf Pflanzen oder Tiere unmöglich gemacht werden. „Denn die Regelungen des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ) und der EU-Biopatentrichtlinie, bzw. die darin enthaltenen Schlupflöcher und unklaren Festlegungen, würden von Firmen und Patentjuristen gnadenlos ausgenutzt.“, so Dr. Tippe, und weiter: „Mit Patenten auf konventionelle Züchtungen und die daraus hergestellten Produkte wird diese Fehlentwicklungsspirale noch einmal weitergedreht und eine neue Dimension der Aneignung der Biologischen Ressourcen und der Agrar-Biodiversität erreicht.
Patente auf Fütterung und damit auf das Fleisch der Tiere bedeutet nochmals eine weitere Steigerung dieser Fehlentwicklung. Diese Entwicklung muss daher schnellstmöglich gestoppt werden. Der BN plant deshalb Gespräche mit den von der Entwicklung betroffenen Fischereiverbänden und Teichwirten, um den Druck auf die Politik zu erhöhnen, im Sinne des Schutz vor Patent tätig zu werden.
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Keine-Gentechnik - 15.10.2010

Mehrheit für nationale Gentechnik-Anbauverbote

Bei einem gestrigen Treffen der EU-Umweltminister sprach sich eine
Mehrheit für den Vorschlag für eine neue Gentechnik-Politik des
EU-Kommissars für Gesundheit und Verbraucherschutz John Dalli aus. Der im
Juli dieses Jahres vorgelegte Entwurf sieht vor, nationale
Selbstbestimmung von Gentechnik-Anbauverboten einzuführen. Im Gegenzug
soll die Zulassung von Gentechnik-Pflanzen zukünftig beschleunigt werden.
Gestern sprachen sich sowohl gentechnikkritische Staaten wie Griechenland
und Österreich für den Vorschlag aus als auch der Gentechnik bisher
aufgeschlossene Staaten wie die Niederlande oder das Vereinigte
Königreich. Frankreich, Spanien und Deutschland lehnten den Vorschlag ab.
Die deutsche Regierung sorgt sich vor allem um den EU-Binnenmarkt während
Frankreich eine Überarbeitung der oft kritisierten Regeln für die
wissenschaftliche Beurteilung von Gentechnik-Pflanzen fordert. Bis zum
Jahresende will die Kommission einen Bericht über die sozioökonomischen
Kriterien bei der Zulassung von Gentechnik-Pflanzen vorlegen.

Derweil wurden 1 Millionen Unterschriften von EU-Bürgerinnen und -Bürgern
gegen die Zulassung von neuen Gentechnik-Pflanzen gesammelt, die John
Dalli noch diesen Monat überreicht werden sollen.

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Süddeutsche Zeitung
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Wissen, Seite 16

Die fliegenden Mutanten
Impfende Mücken, winterfeste Fliegen – bald könnten gentechnisch
veränderte Insekten durch Europa schwirren
Insekten sind Erfolgsmodelle der Evolution. Seit mindestens 400 Millionen
Jahren bevölkern die Tiere unseren Planeten und stellen heute etwa 80
Prozent aller bekannten Tierarten. Doch das ist manchen Gentechnikern
nicht genug. Seit Jahren arbeiten sie daran, die durchsetzungsstarken
Kerbtiere für menschliche Zwecke zu manipulieren. Gentechnisch veränderte
Insekten könnten schon innerhalb der nächsten zehn Jahre auch im
europäischen Luftraum umherschwirren, meint eine Expertengruppe, die im
Auftrag der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA untersuchte, welche
Risiken und Nebenwirkungen das große Gentech-Krabbeln mit sich bringt.
Die Expertise, die von Wissenschaftlern des österreichischen
Umweltbundesamtes, der Universität Bern sowie von der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEA) erstellt wurde, sieht für die nähere Zukunft vor
allem im Pflanzenschutz Einsatzgebiete für Gentech-Insekten. Dafür werden
in Schadinsekten Gene eingebaut, die die Tiere unfruchtbar machen oder die
Brut verkümmern lassen. In großen Mengen freigelassen, könnten die
Mutanten ihre wilde Verwandtschaft verdrängen: Wenn sich natürliche
Insektenweibchen mit unfruchtbaren Gentech-Männchen paaren, geht das
Ungeziefer bald zurück, so die Idee. Heute schon gibt es
Schädlingsbekämpfungsprogramme mit Insekten, die mit radioaktiver
Strahlung unfruchtbar gemacht werden. Allerdings mindert die Bestrahlung
auch Fitness und Überlebensfähigkeit der Mutanten, sodass oft doch wilde
Männchen zum Zuge kommen. Mittels Gentechnik ließe sich gezielt die
Fortpflanzungsfähigkeit ausschalten.
Andere Forscher setzen auf Nützlinge, Insekten also, die Schädlinge
dezimieren. Solche kleinen Helfer spielen beispielsweise im Ökolandbau
eine wichtige Rolle. Gentechnisch aufgemotzt könnten sie kräftiger und
langlebiger werden und so mehr Schädlinge vertilgen oder beispielsweise
Kälte besser überdauern und dadurch ihren Lebensraum erweitern. Macht man
sie auch noch widerstandsfähig gegen Pestizide, ließen sich
Gentech-Nützlinge und chemische Mittel gleichzeitig in den Kampf gegen den
Schädlingsbefall führen. Die Raubmilbe Metaseiulus occidentalis –
allerdings kein Insekt, sondern ein Spinnentier, das andere Spinnmilben
vertilgt – wurde bereits mit solcher Resistenz ausgestattet. Bislang
allerdings ist das kampfstarke Tierchen nur im Labor überlebensfähig.
Auch bei der Eindämmung von Seuchen wie Malaria sollen Gentech-Insekten
helfen. Zum einen könnten auch hier unfruchtbare Mutanten einen
Bevölkerungsrückgang unter Malariamücken auslösen. Zum anderen werden
Mücken entwickelt, die den Krankheitserreger nicht mehr übertragen. Offen
bleibt allerdings die Frage, so die von der EFSA beauftragten Experten,
wie es gelingen könnte, Schwärme von Malariamücken großflächig durch die
Gentech-Verwandtschaft zu ersetzen.
Noch abseitiger erscheint die Idee, Insekten als „fliegende Spritzen“ zu
nutzen. Zwar schlugen die britischen Forscher Bob Sinden und Julian
Crampton schon Mitte der 1990er-Jahre vor, Moskitos gentechnisch so zu
verändern, dass sie mit ihrem Stich einen Impfstoff gegen Malaria
injizieren. Sie ließen sich diese Idee sogar patentieren. Doch dann blieb
es lange still um die Idee der Impfmücken, bis kürzlich Wissenschaftler
der Jichi Medical University in Tochigi, Japan, den Gedanken wieder
aufgriffen. Sie stellten mit gentechnischen Verfahren Mücken her, deren
Speichel einen potenziellen Impfstoff gegen Leishmania-Parasiten enthält.
Labormäuse, die von diesen Blutsaugern gestochen wurden, entwickelten
Antikörper gegen das verwendete Molekül. Damit sei bewiesen, dass dieses
Impfverfahren prinzipiell funktioniere, so die japanischen Forscher.
Allerdings glauben sie selbst nicht recht, dass Insekten bald für
Impfkampagnen fliegen werden. Allzu wahllos stechen Mücken zu, sodass sich
weder die Dosis kontrollieren, noch das Einverständnis der Geimpften
einholen ließe. Außerdem könnte die massenhafte Freilassung von
Gentech-Moskitos auf Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung stoßen, fürchten
die Forscher.
Auch die Autoren der EFSA-Expertise erwarten nicht, dass die Impfung per
Mückenstich in den nächsten zehn Jahren Realität wird. Für andere
Gentech-Insekten, etwa die unfruchtbaren Versionen freilebender Tiere,
rechnen sie aber durchaus mit Freisetzungsanträgen in Europa. Zu den
wahrscheinlichsten Kandidaten zählen sie die Gelbfiebermücke, die
Asiatische Tigermücke, die Mittelmeerfruchtfliege, die Olivenfliege und
sechs weitere Arten. Sie alle kommen in Europa vor und breiten sich dort
weiter aus. Die beiden Mückenarten übertragen eine Vielzahl von
Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue-Erreger und das Chikungunya-Virus, das
ein hämorrhagisches Fieber auslösen kann.
In Gen-Labors wurden von beiden Mücken Mutanten erzeugt, deren Nachkommen
unfruchtbar sind. Freisetzungsexperimente mit Gentech-Tigermücken sollen
in Malaysia bevorstehen. Olivenfliege und Mittelmeerfruchtfliege sind vor
allem für die Landwirtschaft in den Mittelmeerländern ein Problem. Hier
könnten zum Beispiel molekularbiologische Techniken zum Einsatz kommen,
die Fliegenweibchen in Männchen umwandeln und so die Fortpflanzung stören.
Allerdings sind die Umweltfolgen derartiger Eingriffe schwer kalkulierbar,
besagt der Bericht. Derzeit ist kaum abzuschätzen, wie sich ein neu
eingeführtes Gen in einem Insekt verhält und verbreitet. Oft seien
Gentech-Insekten weniger fit als ihre wilde Verwandtschaft, heißt es in
der Expertise, aber auch das Gegenteil komme vor. Werden gar Gene
eingebaut, die die Nützlinge mit Pestizidresistenz oder Kältetoleranz
stärken, scheint besondere Vorsicht geboten. Denn solche Vorzüge werden
nicht unbedingt nur an die eigenen Nachkommen weitergegeben: Mikroben, die
tote Gentech-Insekten zersetzen, können das eingebaute Erbgut aufnehmen
und auf andere Insektenarten übertragen. Diese vermehren sich dann
womöglich massenhaft und könnten zu einer neuen Plage werden, die Menschen
oder Tiere gefährdet.
Auch Parasiten transportieren Erbgut-Stücke von einer Art zu anderen.
Selbst zwischen blutsaugenden Wanzen und Säugetieren kann Erbgut
ausgetauscht werden, berichteten US-Forscher kürzlich. Somit scheint kaum
absehbar, wo sich neue Insektengene am Ende wiederfinden.
Moskitos, denen die Fähigkeit genommen wurde, einen Krankheitserreger zu
übertragen, sind ebenfalls mit Unwägbarkeiten behaftet. Zum einen ist
unklar, wie lange eine solche Eigenschaft in freier Wildbahn erhalten
bleibt. Ginge sie verloren, würden die freigesetzten
Gentech-Mückenschwärme die Zahl der Krankheitsüberträger sogar vermehren.
Zum anderen könnten die manipulierten Blutsauger von anderen Erregern
gekapert werden und dann vielleicht Chikungunya-Viren statt Malaria
übertragen, heißt es im Richtlinienentwurf einer Expertengruppe, die von
den Unterzeichnerstaaten des Cartagena-Protokolls zur Biosicherheit
eingesetzt wurde.
Insgesamt beschreibt der Bericht der von der EFSA beauftragten Forscher
große Wissenslücken, die vor der Freisetzung von Gentech-Insekten zu
schließen wären. Nicht nur für die betreffende Art selbst müssten
umfassende Informationen zu Fruchtbarkeit, Lebensspanne, Verhalten und
Verbreitung zusammengetragen werden, sondern auch zur Wirkung auf alle
Tier- und Pflanzenarten, die mit einem Gentech-Insekt zusammentreffen
könnten, sei es als Räuber oder als Beute, als Bestäuber oder als
Konkurrent um Nahrung und Lebensraum. Bei Gentech-Mücken muss
beispielsweise auch geklärt sein, welche Tiere sie stechen und welche
anderen Blut saugenden Insekten die gleichen Arten befallen. Auch gilt es
herauszufinden, mit welchen verwandten Arten sich ein Gentech-Insekt
paaren könnte. Viele dieser grundlegenden Informationen fehlen, stellen
die Experten fest.
Angesichts der zahlreichen im Bericht beschriebenen Probleme überrascht es
nicht, dass die EFSA, die generell als Gentechnik-freundlich gilt, sich
diese Expertise nicht zu eigen macht. Es handele sich zwar um eine Arbeit
im Auftrag der EFSA, heißt es in einer Fußnote, die auf jeder der 250
Seiten zu finden ist. Doch dürfe man den Bericht nicht als ein Produkt der
EU-Behörde ansehen; man behalte sich vor, zu anderen Schlüssen zu kommen.
WIEBKE RÖGENER
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Landwirte zunehmend unzufrieden
US-Farmer proben den Aufstand gegen gentechnisch verändertes Saatgut. Obwohl die Mehrheit der Bauern das Gengetreide als Fortschritt sieht, werfen einige ein kritisches Auge auf die Technologie. Die Landwirte im „Corn Belt“ der USA, einer riesigen Region im Mittleren Westen, wo vor allem Kukuruz angebaut wird, empören sich derzeit lautstark über die Preise für das gentechnisch veränderte Saatgut.
Die US-Behörden ermitteln nun gegen die Gensaatgut-Industrie wegen wettbewerbsfeindlichen Verhaltens. Sie gehen dem Verdacht von Preisabsprachen zwischen den großen Konzernen nach. Die Farmer ringen derzeit auch mit Unkraut, das gegen das Schädlingsbekämpfungsmittel Roundup des Agrarkonzerns Monsanto mittlerweile resistent ist. Ein zweites Problem für die Landwirte ist die Verunreinigung von konventionellem Kukuruz durch die genetisch veränderte Saat.
Fall beschäftigt Supreme Court
„Wenn man konventionellen Kukuruz anbaut, daneben der Nachbar aber den gentechnisch veränderten, fliegen Pollen natürlich herüber“, so John Schmitt, ein Kukuruz- und Sojafarmer aus dem Mittleren Westen im „Christian Science Monitor“. Er musste sein Getreide wegen der Kontaminierung durch Genkukuruz billiger verkaufen.
Sogar der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten (Supreme Court) schaltete sich in das Thema ein. Er hob erst kürzlich eine Anordnung gegen die Pflanzung von genetisch veränderter Alfalfa, einer Futterpflanze, auf.
Vor allem die Preise regen auf
Eine steigende Zahl der Bauern stellt laut „Christian Science Monitor“ immer mehr die Technologie infrage und sei es nur, weil sie sich über die steigenden Kosten ärgern. Letztes Jahr stieg der Preis für gentechnisch veränderte Kukuruzsaat um 32 Prozent und für gentechnisch veränderte Sojasaat um 24 Prozent. Es gebe zu wenig Konkurrenz, erklärte sich ein Farmer den exorbitanten Preisanstieg.
US-Justizministerium ermittelt
Das US-Justizministerium geht den Beschwerden über wettbewerbsverzerrendes Verhalten und Preisabsprachen zwischen den Konzernen nach. Saatgutgiganten wie etwa Monsanto erhöhten die Preise, kauften kleinere Konkurrenzunternehmen auf oder drängten sie einfach vom Markt. Außerdem gaben sie Genprodukten den Vorzug vor traditionellem Saatgut, so die Vorwürfe.
Viele Landwirte sind mit der Situation unzufrieden, arbeiten allerdings mit dem genetisch veränderten Saatgut weiter. Einen Dämpfer musste der Saatgutgigant Monsanto allerdings bereits einstecken. Viele Bauern verweigerten den Kauf der neuesten und teuersten Version des Saatgutes, die der Konzern forcierte.
„Sie glauben einfach Monsanto“
Ein Großteil des Erfolges des Gensaatgutes sei dem Herdentrieb zu verdanken, sagte ein Landwirt, der konventionelles Saatgut anpflanzt, gegenüber dem „Christian Science Monitor“. „Sie glauben Monsanto, wenn der Konzern ihnen sagt, dass sie damit mehr ernten können.“
Der rapide Anstieg bei den Anbauflächen mit Hilfe der Gentechnik bekam erstmals einen Dämpfer. Die Fläche vergrößerte sich im letzten Jahr nur noch um ein Prozent von 85 auf 86 Prozent der US-Gesamtanbaufläche. Das sei der geringste Anstieg seit 2001, so der „Christian Science Monitor“. In Illinois ging die Anbaufläche von Genmais von 84 Prozent auf 82 Prozent zurück, die von Sojabohnen fiel von 90 auf 89 Prozent.
Studie sieht Gensaat skeptisch
„Die Technologie wurde wirklich viel gehypt“, so Doug Gurian-Sherman, Autor einer Studie für die Vereinigung besorgter Wissenschaftler aus dem Jahr 2009. Das Ergebnis der Studie: Die Steigerung der Ernte kommt fast ausschließlich über den Anbau von konventioneller Saat. „Sogar als Milchmädchenrechnung geht es sich aus: Konventionelle Saat hat mehr Ertrag als Gengetreide.“
Monsanto bestreitet gar nicht, dass vieles an den Erntezuwächsen dem konventionellen Samen zuzuschreiben ist. Aber die Biotechnologie habe geholfen, „die Ernten zu schützen, die sonst durch Insekten und Unkraut vernichtet worden wären“, so die Monsanto-Sprecherin Mimi Ricketts.
Sogar wenn konventionelle Saat bessere Erträge einfährt als die gentechnisch veränderte, haben es US-Bauern schwer, sie sich zu beschaffen. Die meisten konventionellen Samen werden von den US-Konzernen nur in Kombination mit Gensaatgut verkauft.
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"Die Welt ist in einem katastrophalen Zustand"
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, indische Umweltschützerin und Feministin, über die destruktive Kraft des globalisierten Welthandels, den Zynismus der Großkonzerne, die systematische Vernichtung von Nahrungsressourcen und die Vorteile einer organischen Landwirtschaft.

profil: Die Wirtschaftskrise und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko haben zuletzt andere große Themen wie den Klimawandel in den Hintergrund gedrängt. In welchem Zustand ist unsere Welt?
Shiva: Die Erde sowie die sozioökonomischen Strukturen, die wir geschaffen haben, sind in einem katastrophalen Zustand. Aber jene, die aus diesen nicht funktionierenden Strukturen enormen privaten Profit ziehen, wollen mit ihren Geschäften wie eh und je fortfahren. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass wir etwas ändern müssen.

profil: Was müsste sich ändern?
Shiva: Wir benötigen einen Paradigmenwechsel im Denken, einen Wandel im Wirtschaftssystem, besonders in der Art, wie wir produzieren und konsumieren, sowie einen politischen Wandel bei der Entscheidungsfindung. Die vom System Privilegierten haben aber kein Interesse an Änderungen. Deshalb müssen sich jene, die die Kosten und Risiken tragen, erheben, um neue Paradigmen zu schaffen.

profil: Sie wurden für Ihr Engagement für Frauen, Entwicklungspolitik und Umwelt vielfach ausgezeichnet. Eigentlich hätten Sie nach Ihrem Doktorstudium in Kanada eine wissenschaftliche Karriere als Quantenphysikerin einschlagen sollen. Warum sind Sie stattdessen auf die Farm Ihrer Eltern am Fuße des Himalaya zurückgekehrt?
Shiva: Physik habe ich studiert, weil mich die Materie sehr interessiert. Ich bin nach Indien zurückgekommen, weil ich von der schönen Landschaft meiner Heimat geprägt wurde. Man kann sein Hirn auf drei Arten nützen. Die Beherrscher nützen es, um zu zerstören, deshalb befinden wir uns nun in einer so heftigen Krise. Der zweite Weg ist, Intelligenz für sich selbst zu nutzen. Und der dritte Weg ist, Intelligenz für die Gesellschaft und den Schutz der Umwelt zu nutzen. Ich habe damals gesehen, wie die Flüsse und Wälder in meiner Heimat vor meinen Augen verschwanden.

profil: Weil große Konzerne das Holz wollten?
Shiva: Die Abholzung von Wäldern durch Unternehmen war eine der wichtigsten Einnahmequellen für den indischen Staat. Die Frauen meiner Region wehrten sich in den siebziger Jahren in der so genannten Chipko-Bewegung gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Ich war damals eine freiwillige Helferin. Wir erreichten damit einen Paradigmenwechsel: Der wichtigste Wert eines Waldes ist nicht sein Holz, sondern dass er Erde und Wasser hält und für saubere Luft sorgt. Heute folgt unsere nationale Politik dem, was wir Frauen damals forderten, und nicht den Wünschen der Holzfäller.

profil: Die Chipko-Bewegung war der Auslöser für Ihr Umweltengagement?
Shiva: Sie war meine Universität für Ökologie.

profil: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft und die Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln?
Shiva: Zu diesem Thema hört man sehr wenig. In meinem Buch "Soil Not Oil" habe ich versucht, die Zusammenhänge zu zeigen. Klar ist, dass es bei einer Dürre, einem Wirbelsturm oder einer Flut keine Ernte gibt. Ein stabiles Klima ist sehr wichtig für die Landwirtschaft und die Nahrungssicherheit. Es gibt aber noch einen Zusammenhang, nämlich die Tatsache, dass das aktuelle Modell einer industrialisierten, globalisierten Landwirtschaft auch stark zur Klimaerwärmung beiträgt.

profil: Wie geschieht dies?
Shiva: Faktoren sind dabei die fossilen Treibstoffe in der Landwirtschaft und der starke Bedarf an Erdölprodukten in der Düngemittelproduktion. Aber auch die Emissionen des zweitwichtigsten vom Menschen verursachten Treibhausgases Distickstoffoxid durch mineralische Dünger - ein Gas, das 300-mal schädlicher als CO2 ist - sowie der beträchtliche Verbrauch fossiler Treibstoffe auf den langen Transportwegen, die wir "Food Miles" nennen, zählen dazu. Riesige Mengen an agrarischen Produkten werden unnötigerweise um die Welt geschickt. Es ist in Ordnung, Produkte zu importieren, die im eigenen Land nicht wachsen. Aber es ist Wahnsinn, das an Weizen reiche Land Indien zu zwingen, Weizen zu importieren und so seine Bauern zu zerstören.

profil: Schuld an der ökologischen und sozialen Misere ist der Welthandel?
Shiva: Ein meiner Ansicht nach absolut verrücktes Beispiel ist die Zerstörung der lokalen Produktion von Pflanzenölen in Indien. Diese erfolgte 1998 vorsätzlich durch die Soja-Lobby. Indien war zuvor eines der in seiner Vielfalt an Ölpflanzen reichsten Länder. Dann wurden wir gezwungen, Sojaöl zu importieren. Die Leute wollten es nicht, aber die Preise für lokale Ölprodukte kletterten nach oben, und Sojaöl wurde mit 190 Dollar pro Tonne subventioniert. Noch dazu wird zur Produktion der Regenwald im Amazonas vernichtet. Diese Landnahmen tragen allein 18 Prozent zum Klimawandel bei. Wenn man alle Faktoren berücksichtigt, ist die industrialisierte, globalisierte Landwirtschaft für 40 Prozent des Klimawandels verantwortlich.

profil: Und Ihrer Meinung nach auch für den Welthunger?
Shiva: Es ist absolut klar, dass dieses industrialisierte, globalisierte System die Wurzel für den Welthunger ist. Eine Milliarde Menschen ist hungrig auf unserem Planten, wovon die Hälfte selbst Lebensmittel herstellt. Wie kommt es nun, dass sie nicht ihre eigenen Lebensmittel essen? Sie produzieren sie mit kostspieligen Methoden und externen Mitteln, sodass sie alles verkaufen müssen, um die dafür erforderlichen Kredite zurückzahlen zu können. Sie bauen Reis an, den sie selbst nicht essen. Der zweite Punkt sind die Monokulturen und das genetisch veränderte Saatgut.

profil: Durch die grüne Revolution sollte doch gerade dieses Problem gelöst werden?
Shiva: Die großen Monokulturen führen in Wirklichkeit zu einer Verarmung der Ernährung. Statt der 8500 Kulturpflanzen, die wir als Menschen gewohnt waren zu essen, leben wir jetzt mit acht Standardsorten. Je stärker man aber die Biodiversität in der Region verringert, um so geringer ist der Nährwert der Nahrung. Ohne die einst üblichen Grünpflanzen auf den Äckern der Bauern leiden Frauen am Land an Anämie und Kinder an Vitamin-C-Mangel. Ohne Hülsenfrüchte mangelt es an Proteinen. Und ohne Ölfrüchte in der Ernährung ist man nicht fähig, die Nahrung richtig aufzunehmen. Wenn der globale Nahrungsmittelhandel von nur fünf großen Agrokonzernen kontrolliert wird, welche die Regeln der World Trade Organization bestimmen und noch dazu 400 Milliarden Dollar Fördermittel von den reichen Staaten kassieren, können sie auch alles, was teuer produziert wurde, billig am Weltmarkt verkaufen. Mit diesen Dumpingpreisen rauben sie in Entwicklungsländern den lokalen Kommunen ihre Lebensgrundlage. Dieses komplexe System produziert Hunger und verstärkt gleichzeitig den Klimawandel.

profil: Indien gilt als eine der am schnellsten wachsenden Ökonomien der Welt. Trotzdem lebt rund ein Drittel der Bevölkerung in Armut, und viele fliehen vom Land in die Städte. Warum ist in Indien kein Leben am Land möglich?
Shiva: Indien ist eines der anschaulichsten Beispiele für Widersprüche unserer Zeit. Es wird immer behauptet, Indien hätte von der Globalisierung profitiert. Aber nur eine Handvoll unmoralischer, gieriger und korrupter Individuen hat profitiert, die mit illegalen Mitteln der Bevölkerung das Land und ihre Lebensgrundlage rauben. In dem alten System von Indien, in dem die Wirtschaft staatlich kontrolliert war, waren die heute dominierenden Unternehmerfamilien zwar wohlhabend, nun aber kontrollieren sie ein Drittel des gesamten indischen Reichtums. Sie haben dies erreicht, indem sie sich Land genommen und den öffentlichen Sektor privatisiert haben. Die meisten Inder, die das Land verlassen, machen es nicht, weil die Städte so einladend sind. Das Geheimnis des indischen Glanzes ist der Krieg gegen das indische Volk und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen.

profil: Es ziehen aber nicht alle weg?
Shiva: Auch jene, die nicht vertrieben worden sind und als Bauern arbeiten, haben Probleme, sich selbst zu ernähren. Dies geschieht, wenn der Welthandel zulässt, dass der Saatguthersteller Monsanto ein Monopol auf Saatgut und der Mischkonzern Cargill eines im Baumwollhandel hat. Monsanto verkauft in Indien genetisch modifizierte Baumwollsaat. Dadurch ist der Preis von sieben Rupien auf 1700 Rupien pro Kilo gestiegen. Aber diese Saat verhindert nicht die Schädlinge, für die sie eigentlich benötigt wird. Es kam neues Ungeziefer, und der Einsatz von Pestiziden musste auf das 13-Fache erhöht werden. Die Kombination von teurem Saatgut und Herbiziden hat die Bauern in große Schulden getrieben. Wenn die Unternehmen dann kommen, um das Land zu beschlagnahmen, begehen viele Bauern Selbstmord. In Indien haben schon 200.000 Bauern wegen der Ausweglosigkeit Selbstmord begangen.

profil: Sie haben in den achtziger Jahren die Organisation "Navdanya" gegründet, um Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern. Wie kam es dazu?
Shiva: Es ging zuerst nur um den Schutz des heimischen Saatguts. 1987 habe ich auf einer Konferenz gehört, dass Ende des Jahrhunderts fünf Unternehmen die Landwirtschaft kontrollieren werden. Die Werkzeuge dazu sollten die Gentechnologie und die Patentierung sein, um so die Profite zu schützen. Gegen diese Diktatur über das Leben wollte ich etwas unternehmen. Deswegen wollte ich Saatgut, das nicht patentiert, genetisch modifiziert und im Eigentum der Unternehmen ist, schützen. Und wir kämpfen gegen Biopiraterie. Es wird verstärkt das Wissen anderer Kulturen patentiert. Ich habe nun schon eine Liste mit 5000 Biopiraterie-Patenten. Jene, die stehlen, behaupten, Erfinder zu sein. Einige Prozesse haben wir aber schon gewonnen.

profil: Sie haben auch in Österreich die Anti-Gentechnologie-Bewegung unterstützt.
Shiva: Ich war vor langer Zeit hier, um die Kampagne gegen Gentechnologie zu lancieren. Kürzlich bin ich wieder hier gewesen, da es eine sehr starke Bewegung in Westösterreich und Süddeutschland gibt, die sich "Zivil Courage" nennt. Wie unsere Bewegung in Indien konnten die Bauern in Bayern die Politik ändern. Ich habe auch mit den Landesregierungen in Österreich kooperiert.

profil: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Shiva: Ich fahre fort mit meiner Arbeit zu Saatgut, und ich fahre fort, Konzerne wie Monsanto herauszufordern und die organische Landwirtschaft zu bewerben. Ich hoffe, dass in den nächsten fünf Jahren die organische Landwirtschaft die Option für kleine Bauern wird. Was mich sehr besorgt, sind die Landkriege. Ich verwende viel Zeit, um Stämme und Bauern zu unterstützen, um sie gegen den Landraub zu unterstützen. Die alte Idee der "Mutter Erde" wäre für den nötigen Paradigmenwechsel sehr wichtig. Wir müssen erkennen, dass es nicht nur um Ressourcen geht, dass genug eben genug ist und wir mit weniger leben müssen.

profil: Kann man mit organischer Landwirtschaft die Welt ernähren?
Shiva: Das ist in Wahrheit der einzige Weg, um die Welt zu ernähren. Alle unsere Arbeiten haben gezeigt, dass kleine Farmen mehr als große produzieren, dass biodiverse Farmen mehr als Monokulturen produzieren, dass organische Landwirtschaft mehr als industrielle Landwirtschaft produziert, wenn man die Beurteilung ehrlich macht.

Interview: Alfred Bankhamer

Vandana Shiva, 58, wurde in Indien geboren, studierte in Kanada Quantenphysik und entschied sich danach, sich für die Umwelt, Bürgerrechte und Frauen einzusetzen. Für ihr Engagement erhielt sie 1993 den Alternativen Nobelpreis. 2002 wurde Shiva vom "Time Magazine" für ihren Kampf gegen die Privatisierung des Saatguts zu den fünf "Heroes for the Green Century" gewählt. Im Vorjahr bekam sie in Österreich den "Save the World Award" und heuer den "Sydney Peace Prize". Sie hat zahlreiche Bücher verfasst und die Organisation "Navdanya" gegründet, um die Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern sowie Forschungsarbeiten durchzuführen.

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