Tausende Bauern in Polen demonstrieren! für ihr Recht!

Tausende Bauern in Polen demonstrieren! für ihr Recht!

Beitragvon rileto » 06 Apr 2015, 09:53

Elementare Rechte, verteidigen!
Tausende kleiner Landwirte blockierten im Februar mit ihren Demonstrationen die Straßen und Autobahnen, um ihren Forderungen nach Landrechten, GVO-Verbot und einem Ende der absurden Gesundheits- und Sicherheitsregulierungen Ausdruck zu verleihen.
Sie wollen ihren Protest fortsetzen, bis man ihren Forderungen nachkommt. Wir fanden diese Meldung vom 9.2. im Ecologist und freuen uns darüber. Denn es zeigt, dass sich wirklich überall Menschen bewusst für den Erhalt von Natur und Gesundheit einsetzen. Darum haben wir ihn gerne für Sie übersetzt.
Bei bisher größtem Bauern-Protest in Polen wurden die wichtigsten Autobahnen und Bundesstraßen blockiert. Demonstrationen und Blockaden gab es an über 50 Standorten im ganzen Land.
Tausende Betreiber von kleinen Farmen und Familienbetrieben haben teil genommen. Mit über 150 Traktoren wurde die Autobahn A2 Richtung Warschau seit 3. Februar lahm gelegt. Hunderte weitere haben dafür gesorgt, dass die Straßen nicht befahrbar und Regierungsgebäude in anderen Regionen nicht zugänglich waren.
Die Bauern wollen ihren Kampf fortsetzen, bis die Regierung zu Gesprächen mit der Gewerkschaft bereit ist, um der wachsenden Krise der Landwirtschaft in Polen endlich zu begegnen. Insbesondere sollen Maßnahmen zurückgenommen werden, die hauptsächlich zu Lasten der kleinen, familienbetriebenen Höfe gehen.
„Wir sind gesprächsbereit“, sagt Edward Kosmal, Vorsitzender des Protestkomitees der Bauern in der Region Westpommern. „Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen, Herr Premierminister, und erhoffen ein umfassendes Engagement der Regierung, um die Probleme der polnischen Landwirtschaft zu lösen. Wenn Sie nicht auf unser Dialogangebot eingehen, müssen wir unsere Proteste verschärfen“.
Die Hauptforderungen: Landrechte, keine GVO, Legalisierung von Direktverkauf
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Die wichtigsten Forderungen im Detail:
Landrechte: Einführung von Landrechten, um Familienbetriebe vor dem Landraub durch westliche Konzerne zu schützen. Ab 2016 können ausländische Käufer in Polen Land erwerben.
Legalisierung des Direktverkaufs: Die Regierung soll Schritte unternehmen, um die Position der Landwirte am Markt zu stärken, darunter auch ein Gesetz, das die Direktvermarktung verarbeiteter und unverarbeiteter Produkte unterstützt. (Hinweis: Polen hat das restriktivste Gesetz in Europa hinsichtlich der Verarbeitung von Lebensmitteln und Direktvertrieb. Es macht es Familienbetrieben quasi unmöglich, mit den großen Lebensmittelkonzernen zu konkurrieren).
Erweiterung des Erbrechts – Dieses soll auch verpachtetes Land als legale Form der Landnutzung umfassen.
Verbot von GVO: Der Anbau und Verkauf genetisch veränderter Produkten in Polen soll verboten werden.
„Wir fordern das Verbot von GV-Getreide in Polen“, sagt einer der protestierenden Bauern. „Der besondere Wert der polnischen Agrarprodukte sind die saubere Umwelt und die hochqualitative Nahrungsproduktion. Das ist einzigartig in Europa und entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit in globalen Märkten”.
Ein anderer fügt hinzu: „Wir fordern die Einführung von Gesetzen, die polnisches Land vor der Ausbeutung durch internationales Kapital schützen. Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht an Konzerne verkauft werden. Das ist Teil unseres Staates. Einmal verkauft, ist es für immer verloren”.
Eine dramatische Eskalation
Die Aktionen sind eine dramatische Eskalation der Proteste, die bereits das ganze vergangene Jahr im Land geschwelt haben. Besonders in den nördlichen Provinzen gab es zahlreiche Einzelaktivitäten.
Eine wesentliche Ursache der Unzufriedenheit waren die repressiven Regelungen zu Themen wie Lebensmittel-Hygiene, die kleine Farmer daran hinderten ihre Produkte ab Hof oder auf lokalen Märkten zu verkaufen. Dabei werden ihre – meist biologisch, wenn auch nicht zertifiziert – angebauten Produkte von der Mehrheit als qualitativ hochwertiger geschätzt als Nahrung, die aus industriell bewirtschafteten Farmen stammt.
Polen ist eines der letzten Länder Europas, wo kleine Farmer mit traditionellen landwirtschaftlichen Methoden ohne Einsatz von Chemie und nur sehr geringer technischer Ausstattung ihre Höfe bewirtschaften. Nicht selten werden Pferde für den Ackerbau herangezogen. Auf einer Fläche von ca. 5 Hektar findet man dort meist einige Schweine, Hühner, Rinder und Pferde sowie etwas Ackerland.
Industrielle Landwirtschaften, zunehmend im Besitz ausländischer Firmen, wollen derzeit ihren Betrieb ausbauen. Die Familienunternehmen sehen die zunehmend restriktiveren Regularien als Versuch, sie von ihrem Land zu vertreiben.
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Die industrielle Landwirtschaft wird auch von Polens rechter Regierung begrüßt. Smithfield, der weltweit größte Schweinemastbetrieb, der 1999 die polnische Animex SA erworben hat, führt eine Kette von über 16 Schweinefarmen, auf denen Haltungsbedingungen herrschen, die wiederholt als „abscheulich“ bezeichnet wurden.
Julian Rose, Präsident der International Coalition to Protect the Polish Countryside (ICPPC), erläutert: „Wir beobachten eine zunehmende Belastung der polnischen Farmer durch Aktivitäten seitens der Regierung, der EU und internationaler Konzerninteressen. Die Proteste legen den Finger auf die Wunde und zeigen, was aufgrund der unmenschlichen, neoliberalen und profitgierigen Geschäftspraktiken heute alles falsch läuft. Diese Geschäftspraktiken berücksichtigen weder die Interessen der Bauern noch die der Konsumenten.”
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